Düsseldorff, Karl

 

 

Prof. Dr. Karl Düsseldorff, Duisburg

Was treibt einen Ü 60er, der sich als Hochschullehrer seit Jahrzehnten mit der Berufsbildungsforschung und Forschungen zur Bildungspolitik beschäftigt, dazu an, aktuelle Forschungen zur (Welt-)Pfadfinderbewegung anzuregen, selbst das Phänomen der Pfadfinderbewegung bzw. denen nahestehenden Formen der Jugendbewegung wissenschaftlich zu untersuchen und öffentlich seine Nähe zum Thema und zur Bewegung zu „bekennen“? Ganz einfach in meinem Fall: Meine Biographie!

Ich bin selbst über mehr als eineinhalb Jahrzehnte aktiver Pfadfinder gewesen – habe hier für mein Leben sehr positiv prägende Erfahrungen machen können – und bin dafür nach wie vor dankbar und auch immer noch vielfältig bereichert. Frühzeitig innerhalb von und für Gruppen Verantwortung zu übernehmen, solidarisch und kooperativ Aufgaben verschiedenster Art zu bewältigen, Grenzen auszuloten, zu überschreiten und sich auch in anspruchsvollen Situationen gemeinsam mit altersgleichen erproben zu können, hat mich innerlich wachsen und ein gesundes Urvertrauen entwickeln lassen. Auf alle Leitideen einer nachhaltigen, Teilhabegerechten, Ressourcensensiblen, solidarischen und demokratischen Weltgesellschaft, geprägt vom vorurteilslosen gegenseitigen Respekt sowie vom achtsamen Umgang mit der Natur, hat mich die Pfadfindergemeinschaft so vorbereitet, dass diese Leitideen selbstverständlicher Bestandteil meiner Orientierung und meines Handelns bis heute geworden sind; so war es für mich nur logisch, dies auch in meine Rolle als Wissenschaftler zu integrieren. Damit ergab sich – und dies dauert an, sich aktiv daran zu beteiligen, die Möglichkeiten, Grenzen und Perspektiven der Pfadfinderbewegung, auch in den Verbindungen mit anderen Bewegungen, kritisch, konstruktiv und zukunftsgerichtet zu untersuchen und darüber in einen breiten Diskurs zu treten. Das finde ich stets spannend – und mit Blick auf das diesjährige Thema: Die Pfadfinderbewegung in der Demokratie angesichts der Expansion rassistischer, antidemokratischer, nationalistischer und vielfältig diskriminierender Orientierungen und Werthaltungen besonders wichtig. Und: Als Pädagoge ist es für mich auch eine notwendige und vielleicht auch leidvolle Aufgabe, hier Erfolgsgrenzen und Perspektiveinschränkungen eingestehen zu müssen. Ich bin sehr gespannt, welche Bilanzen am Ende der sechsten Fachtagung wir ziehen können.

Vita:

Jahrgang 1957. Geboren und aufgewachsen in Wuppertal. Mehr als 10 Jahre aktiver Pfadfinder im Bund europäischer Pfadfinder (BEP). Außerplanmäßiger Professor an der Universität Duisburg-Essen für Wirtschaftspädagogik.
Forschungen zur Jugendbewegung (Bündische Jugend) und biographische Forschung über Walter Scherf (Tejo).
Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Historische Berufsbildungsforschung in der Verbindung mit Zeitgeistforschung (Epoche des zweiten deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Epoche sowie in der Epoche des deutschen Faschismus).
Weitere Forschungsschwerpunkte: Betriebliche Reorganisation und Qualifikationsforschung; Forschungen zur betrieblichen Weiterbildung und zur Bildungspolitik.
Mitglied im Pfadfinder Hilfsfond e.V.

 

 

 

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